Die Einbettung des Berechtigungskonzeptes stellt eine der Kernaufgaben bei der S/4HANA-Einführung dar und ist ein häufiger Grund dafür, dass diese als Ganzes scheitert. Wie aber ist mit Konflikten wie Ressourcenengpässen, Prioritätenverschiebungen bei Teilprojekten, Änderungen bei Tasks und Tests umzugehen? Warum neben Ansatz und Projektmanagement das richtige Berechtigungskonzept über Erfolg und Dynamik der Transformation entscheidet, erklärt Roozbeh Noori-Amoli, Deputy Head SAST CONSULTING, im Interview im it management-Herausgeber Ulrich Parthier.
Ulrich Parthier: Herr Noori-Amoli, Sie haben gerade erfolgreich eine globale Role Conversion mit PUMA SE abgeschlossen. Was sind die wichtigsten Überlegungen, die man vor der S/4HANA-Migration anstellen sollte?
Roozbeh Noori-Amoli: Zuerst natürlich, welcher Ansatz dem Projekt gerecht wird, also etwa Green-, Brown- oder Bluefield. Beim Vorgehen muss zwischen klassischem und agilem Projektmanagement entschieden werden. Und dann folgt schon die Frage: Wie sieht mein Berechtigungskonzept aus? Richtet es sich wie häufig nach dem einzigen Vorschlag eines Beraters oder einem Best-Practice-Ansatz ohne Bezug auf das Unternehmen und die projektspezifischen Bedürfnisse? Dann ist das schon der eigentliche Kardinalfehler: Denn man muss sich die Vorund Nachteile der verschiedenen Konzepte vorher bewusst machen, die ja alle je nach Situation ihre Daseinsberechtigung haben. Hat man die falsche Wahl getroffen, erkennt man das häufig erst nach etlichen Tagen, die bereits für die Implementierung aufgewendet wurden, oder schlimmer noch, erst später im Alltag. Die nachträgliche Korrektur kann dann hohe Aufwände und Kosten bedeuten.
Ulrich Parthier: Aber wie lässt sich angesichts der Vielfalt das richtige Berechtigungskonzept finden?
Roozbeh Noori-Amoli: Dafür müssen von Beginn an die wichtigsten Fragen geklärt werden: Wie ist der tatsächliche Unternehmensbedarf, was sind die Projektziele und wie hoch ist das Sicherheitsbedürfnis? Wie sind Budget sowie zeitliche und personelle Ressourcen bemessen? Limitierende Faktoren wie die bestehenden organisatorischen Strukturen und Prozesse, die Anzahl der SAP-User sowie grundsätzlich die Art und Architektur des Systems geben bereits einen festen Rahmen vor. Die Priorisierung der Ziele wird dann von der jeweiligen IT-Strategie bestimmt. Die Wahl des Berechtigungskonzepts ist so letztlich eine Abwägung zwischen dem Bedürfnis nach hoher Sicherheit mit passgenauen Berechtigungen und dem Wunsch nach minimalem Administrationsaufwand. Als Zielkonflikt könnte man die minimale Vergabe von Berechtigungen vs. die Vereinheitlichung von Prozessen formulieren.
Ulrich Parthier: Können Sie uns ein paar Szenarien nennen, wann welches Konzept Sinn macht?
Roozbeh Noori-Amoli: Also, bei einer internationalen Organisation mit vielen gleichen Unternehmensteilen und wiederkehrenden Prozessen funktioniert zum Beispiel der Template-Rollenansatz mit Ableitungen nach organisatorischen Einheiten oder das Menu/Value-Rollenkonzept. Bei einem sehr hohen Sicherheitsbedürfnis und dem Wunsch nach präziser Vergabe der Berechtigungen und gleichzeitig einer niedrigen Anzahl verwendeter Transaktionen je User und einem System mit wenigen, aber unterschiedlichen Prozessen empfiehlt sich stattdessen das Konzept 1 Transaktion – 1 Rolle.
[Lesen Sie das ganze Interview kostenlos online auf it-daily.net / it management in der Ausgabe Juli/August 2021 oder alternativ im SAST Blog]